Na, der Rücktritt von Köhler hat mich jetzt überrascht – insbesondere der von ihm genannte Auslöser.
Losgetreten wurde das wohl mit einem Kommentar in einem Deutschlandradio-Interview (wurde nachträglich um die Passage gekürzt):
Allerdings müsse Deutschland mit seiner Außenhandelsabhängigkeit zur Wahrung seiner Interessen im Zweifel auch zu militärischen Mitteln greifen. Als Beispiel für diese Interessen nannte Köhler ‘freie Handelswege’. Es gelte, Zitat ‘ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auf unsere Chancen zurückschlagen’ und sich somit negativ auf Handel und Arbeitsplätze auswirkten.
Deshalb wurde wohl recht stark auf ihn eingehauen, aber meiner Meinung nach ist das einfach nur ehrlich, die Bundeswehr als Aufbauhelfer mit G36 ist doch schon immer ein Mythos gewesen.
Lustigerweise hat Köhler mit seinem Statement an sich nur das 2006(!) veröffentlichte Weißbuch der Bundeswehr zitiert, in dem es z.B. heißt:
Deutschland, dessen wirtschaftlicher Wohlostand vom Zugang zu Rohstoffen [..] abhängt, hat ein elementares Interesse [..] an einem offenen Welthandelssysten und freien Transportwegen. […] Als Folge [der Globalisierung] sind Deutschlands [..] wirtschaftliche Strukturen [..] verwundbarer geworden[..]. Allerdings kann diesen neuartigen Risiken weder allein noch vorrangig mit militärischen Mitteln begegnet werden.
Ich sehe jetzt keinen qualitativen Unterschied zwischen Köhlers im Zweifel militärische Mittel zur Durchsetzung des Interesses freie Handelswege und der Weißbuch-Aussage das elementare Interesse der freien Transportwege kann nicht alleine mit militärischen Mitteln angegangen werden.
Zum Rücktritt gedrängt wegen dem Aussprechen einer unangenehmen Wahrheit, die Merkel und Westerwelle in ihrer eh schon katastrophalen Regierungskoalition noch weiter in den Abgrund reißt? Dann war am Ende Köhler doch nur ein guter Parteisoldat und nicht der unabhängige Kopf, als den er sich bezeichnet (und vielleicht auch gesehen) hat…