Es gibt in deutschen Medien viele schlechte Artikel, und noch viel mehr mit heißer Nadel gestrickte.
Eine Überschrift wie Wikipedia schaltet russische Seite ab ist schon mal irreführend, aber das könnte ich noch verschmerzen: Es ist nur die Headline, der Text korrigiert/verfeinert dann schon.
Aber nein. Nicht die FTD. (Und NZZ, Stern, Focus und wie sie alle heißen patzen genauso)
Es gibt nicht (und gab nie. und wird nie geben) DIE Wikipedia. Im Falle von ru.wikipedia.org (übrigens nicht die Russen-Wikipedia, sondern die Wikipedia in russischer Sprache. Welt, was dachtest du dir dabei nur? Kann der Autor mit dem Kürzel jk denken?) hat die dortige Autorenschaft entschieden (egal wie groß und beteiligungsstark die Diskussion nun im einzelnen war), alle Zugriffe auf die Domain umzuleiten; es gibt wohl genügend russischsprachige Editoren, die ein Zeichen setzen wollten gegen den Gesetzesentwurf in Russland.
Eigentlich ist das doch alles ganz einfach: Es gibt die Wikimedia Foundation als Markeninhaber und Hoster der einzelnen Sprachvarianten. Innerhalb der jeweiligen Ausgaben haben die Autoren die Hoheit über Inhalte (so was wie Office Actions ausgenommen), grundsätzlich mischt sich niemand von außen in die Varianten ein; so hatte auch Jimmy Wales (anders als die FTD andeutet) beim SOPA-Protest der englischsprachigen Wikipedia nicht das letzte Wort (oder gar die Entscheidungshoheit) – auch dort hat die Community entschieden, dass etwas passiert.
Und Spendensammler wie Wikimedia Deutschland haben exakt gar nichts in der deutschsprachigen Wikipedia zu melden, es mag Übereinstimmungen geben zwischen Mitgliedern/Vorständen und bekannten Autoren/Administratoren – aber organisatorisch haben die Leute vom e.V. nichts mit den Inhalten bei de.wikipedia.org zu tun.
War das so schwer? Die „Qualitäts“medien sehen sich als Pförtner und Vermittler im Infomüll, und dann sollten sie sich auch einfach dran halten.